Die Bibel wörtlich lesen. A11e Anzeichen sprechen dafür, daß in unserer Gesellschaft ein Phänomen immer noch zunehmen wird: der Fundamentalismus. Der Fundamentalismus weigert sich, das zu hören, was die Verfasser der Evangelien wirklich ihren Gemeinden sagen wollten. Er klammert sich auf geschichtslose Weise an bestimmte Worte und ist in diese ‑ ich weiß nicht, wie ich das anders beschreiben soll ‑ blind vernarrt. Das menschliche Bedürfnis nach Klarheit und Gewißheit führt die Fundamentalisten dazu, die Heilige Schrift auf mechanische, in sich geschlossene und autoritäre Weise zu verwenden. Die Folge ist, daß sie unvermeidlich sich selbst auf den Leim gehen: Sie bleiben befangen in ihrem eigenen derzeitigen historischen und kulturellen Kontext, und sie verfehlen völlig die wirkliche Botschaft mitsamt den tiefsten Herausforderungen und wesentlichsten Ermutigungen der Heiligen Schrift.
Richard Rohr "Vision einer neuen Welt"
Für mich hat Glaube mit Liebe und Nächstenliebe zu tun. Leider müssen wir immer wieder andere Erfahrungen machen. Sobald sich Glaube absolut setzt und als einzigen Wahren, entstehen Auseinandersetzungen bis hin zu Kriegen. Wir sehen es an den Kreuzzügen, dem Dreißigjährigen Krieg oder heute Schiiten gegen Sunniten, Isis, die einen islamischen Staat mit den dazugehörigen Gesetzen errichten wird.
Für mich das Schlimmste ist, dass man mit den Führern von fundamentalistische Religionen nicht reden kann. Sie legen entweder die Bibel oder den Koran nach ihrem eigenen Verständnis aus und suchen und finden Gefolgsleute, die dann auf die zementierten Erkenntnisse eingeschworen werden.
Mir macht das Angst. Glaube soll doch etwas befreiendes, etwas hoffnungsvolles, etwas liebevolles sein. So verstehe ich die Botschaft eigentlich jeder Religion. Aber irgendwie ist sie was ganz anderes
Daher kommt es, wie die Bertelsmann-Stiftung schon 2013 feststellte, dass religiöse Konflikte rund ein Viertel der Auseinandersetzungen auf der Welt verursachen. Die Hälfte der religiösen Konflikte finden im mittleren und vorderen Orient statt. Die Ursachen sind sehr vielschichtig.
- Einzelne Religionen oder Glaubensrichtungen beanspruchen einen universalen Geltungsanspruch und absoluten Wahrheitsanspruch. Es kann kein Nebeneinander geben.
- Es kommt zu fanatischen Auslegungen der jeweiligen Religionen, was wiederum zu extremen Auswirkungen in Ethik und Weltanschauung führt.
-Dann wiederum gibt es Rivalitäten nicht nur einzelner Religionen und deren unterschiedlichen Glaubensrichtung. Hier wird Religion und Glaube z.B. genutzt, um Zugang zur Macht und natürlichen Ressourcen zu bekommen.
Leider wiederholt sich dieser Vorgang in der Geschichte immer wieder.
"Was mich aber immer sehr betroffen macht ist, wenn einem Christ, der die Bibel versucht anders als wörtlich zu lesen der Glaube abgesprochen wird."
Aber genau das ist ja die Konsequenz fundamentalistischen Glaubens. Der kann gar nicht andere Denk- und Glaubensweisen als gleichberechtigt neben sich stehen lassen. Er hätte sonst das Gefühl, sich selbst zu verraten.
Und das macht ihn dann u.U. auch wirklich gefährlich - wie ba.kl.molde oben schon erwähnt hat -, weil er sich selbst von anderen gefährdet sieht.
ismen sind immer gefährlich. Das Fundament des Glaubens ist die Bibel, wenn daraus aber ein Glaube entsteht, der behauptet, der allein selig machende zu sein und die Bibel wortwörtlich nimmt, so sprechen wir von Fundamentalismus. Diese Art des Glaubens ist intolerant und auch gewalttätig, da sie ohne Rücksicht auf andere Gläubige und Glaubensrichtungen ihre Auslegungen durchsetzen wollen.
Ich persönlich habe den Fundamentalismus erlebt und "erlitten". Anders kann ich das nicht sagen. Ich will niemanden seinen fundamentalen Glauben absprechen. Wenn jemand so glauben möchte, dann kann ich das sehr gut akzeptieren. Was mich aber immer sehr betroffen macht ist, wenn einem Christ, der die Bibel versucht anders als wörtlich zu lesen der Glaube abgesprochen wird.