Sowohl das AT wie das NT können wir nicht in der Originalsprache lesen.
Zunächst wurde vom Hebräischen oder auch Aramäischen ins Griechische übersetzt. Dann war die Lateinische Übersetzung bis zu Luther hin gültig. Wer nicht Theologe war verstand also nichts. In den Kirchen wurden dann Fresken gezeichnet, um den Menschen bildlich etwas nahe zu bringen. Die deutsche Lutherübersetzung ist im Laufe der Jahre auch immer wieder verändert worden, um sie in die jeweils geläufige Sprache zu bringen.
Übersetzung birgt aber immer die Gefahr, der Interpretation und der Fehler.
Im englischen heißt das Wort Übersetzer "interpreter". Auch hier ist schon die Verbindung zur Interpretation gegeben.
Die Frage ist, in wie weit können wir eine Auslegung der Bibel vornehmen, ohne den Inhalt zu verfälschen?
Mmh, merkwürdig. Bei mir ist das genau anders herum. Wenn es mir schlecht geht, dann erinnere ich mich an Gott und seine Liebe. Dann stelle ich mich bewusst neben ihn. Aber wenn es mir gut geht, dann ist er weit weg, weil ich ihn dann einfach nicht so brauche. Das Gott etwas mit dem "Bösen", de, "Schlechten" oder der "Angst" zu tun hat glaube ich irgendwie nicht. Er hat uns ja alles mitgegeben, dass wir ein gutes Leben leben können, aber irgendwie scheinen wir Menschen unfähig zu sein das auch zu nutzen. Und selbst wenn ich selber alles richtig und gut machen würde oder es zumindest versuchen würde, wie heißt es so schön: "Keiner kann nicht in Frieden leben, wenn der böse Nachbar es nicht will." Und manchmal bin halt auch ich der Böse Nachbar. Nicht weil ich böse bin, sondern eine andere Meinung, Vorstellung, Ansicht,... habe. Aber vielleicht ist das ja auch schön böse, oder Angst? Keine Ahnung
Theoretisch einen Analyse Versuch zu wagen, ist sicher einfacher als den normalen Alltag zu leben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich ganz alleine gehe oder ob da noch eine Kraft ist, die mich unbemerkt leitet. Insbesondere in sehr problematischen Situationen neige ich dazu mit dieser Kraft erheblich zu hadern und mich verlassen zu fühlen. Dann erinnere ich mich oft an das Gedicht von Mascha Kaleko, in dem der Frosch, der in die Sahne fiel, so lange strampelte bis die Sahne zu Butter wurde, und er oben saß und heraus konnte. Aber das ist wahrscheinlich auch nicht für jeden stimmig. Dein Job Beispiel wirft bei mir die Frage auf, ob ich nicht zuerst schauen muss, ob es einen neuen Job gibt, ehe ich den alten aufgeben kann. Ich glaube nicht, dass ich eine solche Frage mit Vertrauen in Jesus verbinden kann.
Ich finde so manche Formulierungen sehr schwierig, aber gerade in den christlichen Kreisen werden sie immer wieder gerne benutzt. Was bedeutet es denn im ganz realen Leben wenn Du schreibst, dass Jesus die Hände auf hält. Es ist ein Bild, ok, soweit ist mir das auch klar, aber im Alltag steht da eben niemand vor mir der seine Hände auf hält. Und im realen Alltag führt mich auch niemand. Da muss ich meinen Weg selber finden. Auch die Bibel ist mir da oft nicht wirklich eine Hilfe, da man sie eben so oder so verstehen kann. Aber genau das ist es doch was die Menschen wissen wollen. Wo und wie sehe ich die Hand Jesus und kann ich sie überhaupt sehen? Klar jeder kann das nur für sich alleine interpretieren. Aber wenn ich die Formulierungen so nehme, dann sind es fromme Sätze die mir nicht weiter helfen. Und was bedeutet es wenn Du schreibst, dass eben oft ein Funken Vertrauen genügt? Ich kannte mal eine Frau die darauf vertraute, das Jesus sie führt und sie vertraute voll und ganz, geriet so aber ständig in lebensbedrohliche Situationen. Klar habe ich meinen Menschenverstand bekommen und sollte nicht vom Turm springen und darauf vertrauen, dass Jesus mich auffängt. Aber wie ist es z.B. mit einem Job in dem in unglücklich bin? Soll ich ihn aufgeben und darauf vertrauen dass ich schon was neues finde? Und was mache ich nach 10 Jahren Harz 4 wenn ich dann eben doch nichts gefunden habe? Wo fängt Vertrauen an und wo hört Vertrauen auf?
noch einmal wurde am Sonntag die Geschichte von Jesus auf dem Wasser in der Predigt behandelt. Das Leben kann mit einem großen Meer verglichen werden,wo oft die Wellen hoch schlagen und der Wind aufbraust und am Gehen zu hindern scheint. Es wurde auf den Beginn der Geschichte aufmerksam gemacht, den man gerne überliest.
Nachdem Jesus ca. 5000 Menschen satt gemacht hatte, zog er sich zum Beten zurück und schickte seine Jünger schon mal vor. Für den Prediger hieß das, das Jesus nicht der Leithammel ist und die Richtung vorgibt, sondern der Mensch sich aufmacht und wenn anscheinend nichts mehr geht, Jesus die Hand aufhält, um uns zu führen. Das ist natürlich schwierig, sich in heiklen Situationen in seine Hand zu geben. Man sieht es an Petrus, der zunächst vertraut, aber dann doch Angst bekommt. Aber oft genügt ein Funken Vertrauen, um gehalten zu werden.
Das Wasserlaufen ist nur als Bild zu verstehen. Ich interpretiere es so, dass Jesus unbedingtes Vertrauen in Gott hatte, der ihn halten wird. Auch Petrus hatte zunächst Vertrauen, aber sein Kleinmut ließ ihn Zweifeln, und er sank. Ich nehme an, dass dies ein Bild ist, für bedingungslosen Glauben. Am Sonntag im Gottesdienst, wird dieses Thema noch einmal aufgegriffen werden.
Das ist ein gutes Beispiel. Viele Menschen sind davon überzeugt, dass Jesus tatsächlich übers Wasser gelaufen ist. Ich persönlich frage mich nur, was will uns dieses Bild sagen. Was hat der Schreiber damit erklären wollen. Solche Fragen finde ich viel spannender, weil ich dann für mich einen besseren Zugang zu dem Text finde und er mich persönlich ansprechen kann. Ich glaube nicht, dass Jesus tatsächlich übers Wasser gelaufen ist. Aber es ist für meinen Glauben auch nicht wichtig
Eine bekannte Diskussion ist ja auch der Fehler, dass aus der "jungen Frau" eine "Jungfrau" wurde.
Aber es sind ja nicht nur die Übersetzungsfehler, sondern auch die veränderte Interpretation der Wörter. Ein damaliger Hirte war etwas ganz anderes in seiner Stellung und Aufgabe wie die heutigen Hirten usw. Aber auch die Sprache selber war damals viel Bildhafter und bunter als heute. Die Bibel wimmelt nur so von Bilder, die nicht eine exakte Realität wiedergeben sondern eben eine bestimmte Aussage erklären "bebildern" will. Ich denke das ist ein ganz besonderes Problem, zwischen den Fundamentalisten und den "freieren" Christen Die einen nehmen alles für das Wort Gottes, das unabdingbar genau so gemeint ist wie es da steht, und die anderen sehen die Bilder als Erklärung und Interpretation. Daraus ergeben sich Spannungen und leider auch viel Streit
Gerade lese ich von Niklaus Peter"Schachfigur oder Schachspieler". Peter, Pfarrer am Fraumünster Zürich, hat Fehlübersetzung in der Bibel festgestellt, die zu Kuriositäten führten. Das hebräische Wort "kärän" kann heißen Horn, Gipfel, oder Strahl, weil Hörner so schön glänzend und spitz sind. Im Lateinischen wurde aus dem strahlend glänzenden ein gehörntes Gesicht. (Exodus 34,35) Seitdem trägt Moses auf vielen Darstellungen Hörner. Selbst Chagall hat ihn so gezeichnet. Noch eine weitere Fehlübersetzung. Wir finden bei Habakuk (3,2) einen Satz im Original "Lass dein Werk lebendig werden inmitten der Jahre" Bei der Übersetzung ins Griechische und Lateinische wurde daraus "mitten zwischen zwei Tieren wird man dich erkennen." Seitdem haben wir in der Weihnachtskrippe Ochse und Esel.
Es wäre schön, wenn jemand noch mehr solcher Fehler kennt, und wenn er die mitteilen könnte