Nach dem heutigen Gottesdienst muss ich einfach schreiben. Lesung und Predigt gingen über Römer 13 1-7.
"Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen."
Dieser Text des Paulusbriefes hat unendliches Leid über die Menschen gebracht.
Selbst wenn ich versuche den Text aus der Zeit des Paulus zu verstehen, begreife ich es nicht. Die Römer sind nicht zimperlich mit den Juden umgegangen. Auch Luther beruft sich auf den Text zur Zeit der Bauernaufstände. und verteidigte damit das Massaker an den Bauern. In der NS Zeit beriefen sich die Deutschen Christen auf den Text, im Gegensatz zur Bekennenden Kirche. Und heute? lesen wir diesen Text im Gottesdienst. Natürlich wird eine Auslegung versucht in der Predigt. Aber es hat doch nicht jeder ein theologisches Verständnis, um eventuelle Hintergründe zu erkennen. Wir haben Staatsführer, denen man nicht folgen kann, weil ihr handeln unmoralisch und unmenschlich ist. Christen haben meiner Meinung nach die Pflicht, dagegen zu opponieren. Den Paulustext sehe ich als eine Entschuldigung für Duckmäusertum.
Ich habe diese Stelle immer völlig anders verstanden - nämlich so, dass die Christen nicht versuchen sollten, ihren eigenen "Gottesstaat" zu gründen, sondern sich dort, wo sie lebten, an die jeweils geltenden Gesetze halten sollten.
Wenn ich das noch richtig auf dem Schirm habe, gab es damals bereits erste Christenverfolgungen. Da sollten die Christen durch ihr Verhalten den Obrigkeiten nicht auch noch Verfolgungsgründe auf dem Silbertablett servieren.