Bei uns im Hauskreis hatten wir eine hitzige Debatte darüber wie sich ein Christ verhalten sollte. Wir kamen darauf, dass einige Autofahrer auf ihrem Auto einen Fisch geklebt haben. Ersteinmal bedeutet das ja nur, dass der Autobesitzer sich als Christ bekennt. Aber wird nun von ihm erwartet, dass er ganz besonders rücksichtsvoll fährt, sich an alle Straßenverkehrsregeln zu 100% hält, also in der 30 er Zone auch bestimmt nur 30 fährt? Ganz davon abgesehen, dass wir das ja alle tun sollten, aber wird das von dem Fahrer eines solchen Autos erst recht erwartet? Sollten Christen nicht ganz besondere Vorbilder sein? Besonders freundlich, höflich, hilfsbereit? Irgendwie scheint diese Meinung ja in der groben Gesellschaft zu bestehen. Wenn ein Priester oder Pfarrer etwas unrechtes tut, so scheint es immer noch mal etwas schlimmer zu sein, oder?
Das alles sind Erwartungen von Menschen an Menschen, aber müssen wir das als Christ tun?
Ich bin davon überzeugt, dass wir absolut gar nichts tun müssen um sich Christ zu nennen. Ich muss nicht in der Kirche sein, muss nicht beten, muss kein Vorbild sein. Der Kampf darum was wir für die "Erlösung" tun müssen fand schon in der Bibel statt. Aber er wurde immer wieder damit beantwortet, dass wir nichts tun müssen. Absolut gar nichts. Wir sind Christen weil wir an Christus glauben und das langt.
Nun kommt aber natürlich das große "ABER". Ich denke dennoch, dass wir uns Mühe geben sollten ein "ordentlicher" Mensch zu sein. Hilfsbereit, freundlich usw. Wir sollten versuchen ein gutes Miteinander zu leben. Dennoch hat das alles absolut gar nichts damit zu tun ob ich Christ bin oder nicht
Wie seht Ihr das denn so?
Christsein heißt für mich ein Mensch zu sein, der versucht nach den 10 Geboten zu leben. Weiter fühle ich mich zu eine Gemeinschaft gehörig, die nach ethischen Gesichtspunkten versucht zu leben. Ob mein Christsein durch meinen Glauben an Christus bestimmt wird, da bin ich mir nicht so sicher. Viele christliche Gebote finden sich auch in anderen Religionen wieder. Vielleicht ist es ein gewisses Heimatgefühl (kitschig) was mich Christsein lässt.
Musste gerade grinsen bei dem Beispiel mit dem Fisch-Aufkleber auf dem Auto.
Da kamen Erinnerungen hoch an mein Auslandssemester in Italien - das war ja damals noch ein sehr, sehr katholisches Land, was aber niemanden gehindert hat zu fahren wie ein Henkersknecht. Grundsätzlich gab es zwei Kategorien von Fußgängern: schnelle und tote.
Aber im Ernst: die 10 Gebote halte ich schon für verbindlich. Ich möchte mich nach ihnen ausrichten - sie stecken, denke ich, einen Rahmen ab, in dem man sich frei bewegen kann.
Ihr Sinn war niemals, die Menschen zu knechten, sondern sie sollen den Menschen in eine befreiende Beziehung mit Gott führen (sie beginnen ja mit der Erinnerung daran, dass Gott sein Volk aus der Sklaverei herausgeführt hat) und ein erträgliches Miteinander ermöglichen.
Allerdings sehe ich es auch so, dass das Halten der 10 Gebote oder anderer ethischer Normen niemanden zum Christen macht - das können Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen auch.
Jesus lenkt meinen Blick weg von mir selbst hin zu sich und dem Nächsten.
Allerdings ist es dann aber auch sehr schwer zu entscheiden was denn nun ein Bild ist und was nicht. Dann könnte man ja sogar so weit gehen dass die ganze Figur Jesus und sein ganzes Leben "nur" ein Bild ist. Und was "soll", "kann", "darf" man denn dann noch glauben? Und genau hier gibt es dann leider auch unter den Christen viel Streit. Was mir dann immer nur hilft ist meine persönliche Beziehung zu Gott auch wenn ich nicht beschreiben kann was ich damit wirklich meine
ich möchte auf den Apfel zurückkommen. Die Bibel müssen wir nicht wörtlich nehmen, sondern als eine Schrift, die interpretiert werden muss. Auch heute noch werden viele Bilder in der Bibel übernommen. Besonders in der Kunst finden wir Beispiele. Bilder und Statuen von Eva, dort hat sie immer den Apfel in der Hand und eventuell die Schlange um den Fuß oder sie ringelt sich um den Leib. Aus diesen Darstellungen ist den Frauen gegenüber viel Leid entstanden. Die heiligen drei Könige bringen Weihrauch. Eine Gabe, die nur den Königen gebracht wurde. Auch heute benutzt die Kath. Kirche Weihrauch, um Ehrerbietung zu zeigen. Auch die alttestamentlich Ruth wird einer Garbe Korn abgebildet, als Zeichen der Fruchtbarkeit. Die Liste lässt sich noch weiter fortsetzen.
Da müsste man tatsächlich erst mal genauere Definitionen benutzen um das zu erklären. Ich benutze das Wort "Christus" schon auch im theologischen Sinne, allerdings nicht im wörtlichen Bibelsinne. Es fällt mir schwer an Auferstehung und Himmelfahrt zu glauben wenn ich es wörtlich verstehen will. Allerdings im bildlichen Sinne glaube ich sehr wohl daran
"Wir sind Christen, weil wir an Christus glauben".
...und was heißt das nun genau, an Christus glauben?
Bea gebraucht hier "Christus" wahrscheinlich nur als Namen, nicht im theologischen Sinn als Hoheitstitel. Im letzteren Fall wäre der Satz in der Tat ein Glaubensbekenntnis.
Freud das verstehe ich nicht. Wieso muss man ethische Normen übernehmen? Wer sagt das denn? Also ich rede jetzt mal von der ev. Landeskirche. Das mag in anderen Gemeinden anders sein. Aber zu mir sagt doch keiner ich müsse dieses oder jenes tun oder lassen.
Es sind zwei unterschiedliche Bereiche angesprochen. Im Bereich der Religiosität - als der eigenen Einordnung in ein religiöses System - muss man in der Tat alle denkbaren ethischen Normen übernehmen, von denen zumeist behauptet wird, dass sie eigens von Gott ersonnen und dem Menschen gegeben wurden.
Der andere Bereich betrifft sozusagen die sehr intime Beziehung, die man zu Gott hat - oder zu haben glaubt. Hier geht es. m.E. überhaupt nicht um irgendwelche Normen. Jedenfalls nicht in einer Weise, bei der irgend ein anderer sagen könnte, man habe nicht denen entsprechend gehandelt. Schon alleine deshalb nicht, weil kein Mensch einen Einblick in die Beziehung zwischen Dem betreffenden Menschen und Gott hat.