Ich habe hier mal Kias Beitrag hin kopiert um über den Inhalt sprechen zu können:
Zu Diskutieren gibt es sehr viel. So wird zur Zeit in der Fastenzeit das Buch "40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer" von Sandro Göpfert gelesen. Ich kann sagen es ist keine leichte Kost. Aber es lohnt, über einiges nachzudenken. So schreibt Bonhoeffer direkt am Anfang über das Christsein: Christ ist der Mensch, der sein Heil, seine Rettung, seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern bei Jesus Christus allein. Er weiß, Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn schuldig, auch wenn er nicht von eigener Schuld spürt, und Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn frei und gerecht, auch wenn er nichts von eigener Gerechtigkeit spürt." Ich habe Schwierigkeiten bei der Entschlüsselung dieser Worte, und es wäre schön, wenn mir einer von Euch helfen könnte.
Sandro Göpfert: 40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer
Ich habe das Buch angesehen und auch an den Gesprächsrunden jeweils am Freitag teilgenommen. Diese Texte von Bonhoeffer: Schwierig. Der Respekt vor der Persönlichkeit Bonhoeffers verbietet natürlich jegliche Mäkelei. Doch ohne den Kontext zu kennen und zu berücksichtigen, bleiben die Aussagen vielfach unverständlich, und wirken auf mich zunächst abgehoben und weltfremd. Dabei hat doch Bonhoeffer den Ausdruck vom ‚geerdeten Glaube‘ und vom ‚Glauben, der mit beiden Füßen im Leben steht‘, selber geprägt!
Der Begleittext von Göpfert trägt m.E. wenig dazu bei, diese Spannung aufzulösen. Das gilt zum Beispiel für den von Göpfert zitierten Text zum Thema „Arbeit“. Schwer vorstellbar, daß einem Arbeiter am Fließband bei Ford, einer Kassiererin bei Aldi, oder einem Kumpel unter Tage die jeweilige Arbeiten leichter fällt, wenn er/sie gesagt bekommt, dass diese aus der „Erkenntnis Gottes und seines Befehls“ geleistet werden soll. Göpfert meint dazu: „So gesehen kann jede Arbeit zum Gebet, zu einem geistlichen Dienst vor Gott werden“.
Vielleicht sind viele Texte auch nur zeit- und situationsgebunden zu verstehen? Sind die Zitate aus „Gemeinsames Leben“ nicht Ausdruck der speziellen Situation des Predigerseminars in Finkenwalde, im heutigen Alltag aber kaum umsetzbar?
Das Thema des letzten Gesprächskreises war „Beichte“, der Tag 15. Bonhoeffer schildert eine Form der Beichte, die es so nicht, nicht mehr oder nur ganz selten gibt, weil derartig intime Gemeinschaften wie das Predigerseminar in den normalen Kirchengemeinden kaum anzutreffen sind, noch weniger in der allgemeinen Gesellschaft. Göpfert spricht aber von einer Wiederentdeckung der Einzelbeichte in der evangelischen Kirche, die untrennbar mit Dietrich Bonhoeffer verbunden sei. Merkwürdigerweise war diese Kluft kein Thema in dem Gesprächskreis.
Es ist eine schwierige Materie, die uns da vorgesetzt wird. Bei allen 40 Kapiteln aus den Schriften Bonhoeffers habe ich mehr Fragen als Antworten. So schreibt er über die Taufe in seinem Buch "Nachfolge" : "Taufe ist nicht Angebot des Menschen, sondern Angebot Jesu Christi. Sie ist allein begründet in dem gnädigen berufenden Willen Christi. Taufe heißt Getauftwerden, sie ist ein Erleiden des Rufes Christi." Und weiter schreibt er:" Der Mensch ist der Herrschaft der Welt entrissen und ist Christi Eigentum geworden. So bedeutet die Taufe einen Bruch. Christus greift in den Machtbereich des Satans ein und legt die Hand auf die Seinen, schafft sich seine Gemeinde. Wer getauft ist, gehört nicht mehr der Welt, dient ihr nicht mehr, ist ihr nicht mehr unterworfen." Dies ist nur ein kurzer Auszug, dessen, was Bonhoeffer über die Taufe schreibt. Je mehr ich über diesen Text nachdenke, um so absurder kommt er mir vor. Für mich ist das auch eine Auseinandersetzung mit der Kindertaufe. Das gesamte Ausmaß kann ich doch nur als Erwachsener begreifen, und mich erst nach Auseinandersetzung und Prüfung hineinbegeben.
Auch ich bewundere Bonhoeffer in seiner Haltung während dieser Zeit. Er wird ja nicht nur angegriffen von den Nazis sondern auch von den Deutschen Christen. Er war der Führende der Bekennenden Kirche. Hauptsächlich während seiner Zeit als Leiter des Predigtseminars sind viele seiner Werke entstanden. In seinen Texten greift Göpfert immer wieder Stücke aus seinen Werken "Gemeinsames Leben", Nachfolge" und "Widerstand und Ergebung" heraus.
In den oben zitierten Worten wird meiner Meinung nach die besondere Beziehung von uns als Christen zu Christus deutlich. Etwas erinnert es mich an die Lehre der Erbsünde in der kath. Kirche. Mit der Geburt ist der Mensch keine tabula rasa sondern mit der Erbsünde behaftet also voll Schuld. Befreit wird er erst durch die Taufe.
Wenn ich das menschliche Leben sehe, so sind wir nicht in der Lage schuldfrei zu leben. Aber nach Bonhoeffer ist es Gott, der immer wieder Vertrauen zu uns hat und uns schuldfrei macht.
Es stellt sich nun für mich die Frage, was heißt es eigentlich Christ zu sein. Bin ich damit Mitglied einer Kirche für die ich Steuern zahlen muss. Kann ich dadurch an Feiern wie Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Ostern und Weihnachten teilnehmen? Berechtigt mich das zum Gottesdienstbesuch?
In seiner Erklärung zum Text schreibt er Autor:" Bonhoeffer orientiert sich eng an den Entdeckungen Martin Luthers: Ein Christ versucht nicht, sich aus sich selbst zu verbessern oder zu erlösen, sondern erwartet alles von Gott her.
Ich glaube, ich brauche noch einige Zeit für den Text
Bonhoeffer ist für mich einer der Menschen, die ich einfach nur still bewundern kann. ich weiß. dass ich niemals den Glauben und den Mut hätte so zu leben wie er es bis zum letzten Schritt getan hat.
Über das Thema Schuld habe ich schon oft und viel nachgedacht. Gottes Wort spricht und schuldig und gleichzeitig frei ist auch schwer zu verstehen. Oft sagen mir die Menschen: "So ein kleines Baby oder ein kleines Kind kann und ist nicht schuldig". Aber das ist zu kurz gedacht. Der Mensch ist nicht schuldig, weil er etwas getan oder gelassen hat, sondern schlicht und einfach weil er Mensch ist. Die Empörung darüber ist groß. Aber ich sehe und verstehe es auch so. Ich als Mensch kann nicht frei sein und unschuldig sein. Aber das empört mich nicht sondern es macht mich demütig und dankbar. weil ich auch gleichzeitig zu der "Anklage" auch den "Freispruch" bekommen habe. Einfach nur so ohne etwas dafür zu tun. Wir Menschen wollen das oft nicht glauben. Schuldig sind nur die Verbrecher. Und Frei werden kann ich nur wenn ich auch etwas dafür tue, es mir verdiene. Es scheint uns Menschen unerträglich zu sein zu akzeptieren, dass wir Menschen alle von Grund auf Schuldig sind aber auch alle frei gesprochen werden. Das ist eine schwere Kost und ich höre schon wieder den lauten Protest