Ich habe eine sehr interessante Predigt von Dipl.- Theologe Eckhard Etzold
gefunden, die mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Obwohl ich schon lange weiß, dass man die Bibel nicht 1 zu 1 lesen kann und vieles darin Geschichten, Bilder und situationsbezogene Schriften sind, hat mir dieser Text doch noch mal mehr gezeigt, wie genau man doch die Bibel lesen sollte um sie auch nur halbwegs zu verstehen.
Was haltet Ihr von diesen Gedanken?
http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/papers/judas.htm
Manchmal scheint die Bibel wie ein Krimi insbesondere im Alten Testament. Auslegung ist immer eine ganz persönliche Sache, selbst wenn die Religion eine bestimmte Richtung vorgibt. Für mich ist es immer ganz spannend, wie die einzelnen Kapitel von anderen gesehen werden.
Ach, diese Theologen. Mir erscheint die Art, wie dieser an biblische Berichte herangeht, völlig absurd. Man akzeptiert allmählich, dass die Bibel kein Lehrbuch der Biologie oder der Physik usw. ist. Und nun kommt einer und will sensationelle Schlüsse ableiten, indem er die Bibel wie einen Kriminalroman liest! So bliebe von der Bibel aber auch gar nichts mehr übrig.
Ich denke, dass sich Gruppendynamik nicht verändert hat. Die Frage ist doch, ob das Wissen um solche Vorgänge in der Zeit vorhanden war. Ich nehme mal an, dass der Verfasser des Artikels auf Grund seines theologischen Studiums eine vergleichende Analyse verschiedener Texte vorgenommen hat und daraus die Schlussfolgerung gezogen hat, dass es Judas nicht gab. Mir leuchtet sein Ergebnis ein.
Ich hab keine Ahnung, ob der Verfasser des Artikel die Zusammenhänge richtig beschreibt, das müsste ich erst einmal nachprüfen.
Aber was er - möglicherweise selbst nicht bemerkend - angesprochen hat: In jeder Gruppierung wird sich nach einiger Zeit des "Anführers" jemand etablieren, der ein interner Gegner ist. Es wäre nicht einleuchtend, wenn das in der Gruppe um Jesus anders wäre.
Da ich vieles in der Bibel als Fiktion und Gleichnis sehe, hat mich die Frage, ob es Judas gab oder nicht, gar nicht so berührt. Mich sprach hauptsächlich die Doppeldeutigkeit im Menschen an. Du hast Recht, der Mensch braucht einen Sündenbock, auf den man die Schuld laden kann.
Das wirklich Spannende an der Predigt von Etzold ist aber doch die Frage, ob es Judas überhaupt gab. Ich hatte noch nicht die Zeit um das alles nachzuvollziehen, aber ich gehe erst einmal davon aus, dass er sich diese Gedanken nicht einfach ausgedacht hat. Tatsächlich habe ich mich auch schon gefragt: Wie können die ZWÖLF Jesus nach der Kreuzigung gesehen haben, wenn sich Judas angeblich umgebracht hat. Wo kommt da der zwölfte Jünger wieder her. Und so sind da noch einige andere Fragen in dem Zusammenhang. Wenn wir das also alles nicht als Tatsachenbericht verstehen sollen, was hat der Schreiber denn sagen wollen?
Und es ist aber auch spannend, wie die ganze Schuld so gerne auf Judas abgewälzt wird. Jeder wäscht sich frei und zeigt mit dem Finger auf die Anderen. Und das ist bis heute so.
vielen Dank für die sehr interessante Geschichte. Das Zusammentragen der unterschiedlichen Indizen zeigt mir, dass Gut und Böse nicht einfach dargestellt werden können. Inhalte von beidem finden sich in jedem Menschen.Das heißt aber auch, dass jeder Mensch irgendwie janusköpfig ist. Das wiederum macht es aber uns Menschen oft so schwer zu entscheiden, wie unser Handeln ist. Außenstehende sehen unser Handeln eventuell in einem völlig anderen Licht. Vor Jahren habe ich ein Buch geschenkt bekommen Paul Schmidkonz "Der Tod des Nazareners" Augenzeugen berichten.
Hier wird das Handeln Judas wie folgt beschrieben. "Warum ich ihn verraten habe? Weil er mich verraten hat! ich habe nämlich an ihn geglaubt. Alle sagten, dass er der Messias sei. IN Wirklichkeit war er ein ganz gewöhnlicher Schwindler. Wissen Sie, wie lange unser Land schon in Knechtschaft und Unterdrückung lebt? Wir warten auf den Erlöser und er hätte das Zeug dazu. Aber er sagt:"Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist". Das hätte er niemals sagen dürfen, seitdem hasse ich ihn. Wie kann man Macht haben, ohne sie zu benutzen? Da musste ich handeln. Ich hatte keine Lust stumpfsinnig zu warten. Deshalb habe ich meinen besten FReund verraten, um ihm noch einmal eine Chance zugeben. Er musste sich doch wehren und seine Macht demonstrieren. Aber was macht er, er verzeiht seinen Henkern. Ich hasse ihn und ich liebe ihn.