Ich frage mich immer häufiger, was wollen Menschen von Gemeinde, um sich nicht für einen Austritt zu entscheiden. Wenn wir als Baby getauft werden, sind wir Mitglied einer Gemeinde. Wir entscheiden es also nicht selbst. Wachsen wir in einer christlichen Familie auf, erleben wir Kommunion oder Konfirmation. Das machen wir auch gerne mit, weil das für uns ein großer Festtag ist mit Feier und Geschenken. Wenn dann die Familie irgendeine Bindung zur Gemeinde hat, nehmen wir vielleicht noch an der Kinder- und Jugendarbeit teil. Aber mit dem erwachsen werden ändert sich oftmals die Haltung. Wir haben mit Gemeinde und Kirche nichts mehr am Hut, vielleicht noch zur Trauung. Sind wir dann im Beruf kommen neue Überlegungen hinzu. Ist Kirche und Gemeinde das, was ich will oder suche ich nach etwas anderem. Ich glaube nur die Kirchensteuer ins Feld zu führen, ist zu kurz gegriffen. Was ist es, was unsere Gemeinden unattraktiv macht? Wir versuchen, neue Projekte zu starten, um möglichst viele Menschen anzusprechen. Ist es das, in einen Aktionismus zu verfallen, um Menschen zu erreichen?
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leider ist es so, dass der Ruf der Kirche nicht der beste ist. Das Zölibat kann eine Mitursache für die Verfehlungen in der Kath. Kirche sein. Aber auch ev. Einrichtungen und nicht christliche Einrichtungen haben vermehrt mit dem Phänomen zu tun. Ich erinnere hier an die Odenwaldschule. Es sind in der Regel Einrichtungen, denen Kinder anvertraut werden. Immer dort, wo völlig absurde sexistische Regeln aufgestellt werden,ist die Gefahr am größten, dass es zu Missbrauch kommt. Ich erinnere mich noch genau an einen Vorgang in einer Kinderfreizeit, die von Nonnen durchgeführt wurde. Ich war dort als Helferin. Wir fuhren mit der Straßenbahn zum Strand, als mich plötzlich eine Nonne anfuhr, ich müsste dafür sorgen, dass Jungen und Mädchen streng getrennt würden, sie würden sonst nur Liebe machen. Die Kinder waren 6-8 Jahre alt. Selbst während meiner Ausbildung wurden vor die erste Reihe Bretter genagelt, damit die männlichen Lehrenden uns nicht unter den Rock gucken konnten.
Leider ist der ganz normale Umgang mit der Geschlechtlichkeit immer noch nicht möglich.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es etwas mit dem Zölibat zu tun hat, vor allem wenn man sich mal an sieht wie viele der Opfer Jungen und wie viele Mädchen sind. Noch immer wird Homosexualität verurteilt und verleugnet. Was soll denn ein kath. junger Mann machen, der nicht so sein darf wie er ist und in der "normalen" Welt keinen Platz findet? Er wird Priester weil er ja eh keine Frau will. Und dann hat er es mit vielen kleinen Jungen zu tun. Wann öffnet sich denn vor allem die kath. aber auch die fundamentale ev. Kirchengemeinde endlich der Realität. Der Pietismus, die Brüdergemeinden und der Fundamentalismus sind da ja kein Deut besser. Und in so einer Kirche will ich einfach nicht sein. Zum Glück gibt es auch offene und freie Gemeinden der ev. Kirche, sonst wäre ich schon lange nicht mehr in der Kirche
Kirchenaustritte
Wird der "Ruf" der Kirche immer schlechter??
Nach einer Studie musste die kath. Kirche eingestehen, was sie jahrelang vertuscht und beschönigt hat:
3677 Opfer von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.
1670 Täter haben mutmaßlich missbraucht. Beschuldigte sind Priester, Ordensmänner und Diakone.
4,4 Prozent aller Kleriker der deutschen Bistümer waren mutmaßlich Missbrauchstäter.
Die Wahrheit ist wohl noch schlimmer, auch weil die Forscher betonen, das "Dunkelfeld" des Kindesmissbrauchs sei groß und die wahren Zahlen lägen erfahrungsgemäß "deutlich höher".
Es kommt bei mir keine Häme auf, ich finde es nur traurig. Hat die Situation etwas mit dem Zölibat zu tun?
Ja klar gibt es da einen Unterschied, aber ich vermute mal mehr inhaltlicher Art. Ich habe verschiedene ev. Kirchengemeinden kennen gelernt und jede war anders. Von Fundamental pietistisch, bis offen und frei oder auch ignorant und eher langweilig war alles dabei. Und natürlich prägt der Pastor seine Gemeinde doch sehr. Es ist wie überall dort wo Menschen sind.
Du hast Recht, ich zahle Kirchensteuern, die zum größten Teil für übergemeindliche Aufgaben verwandt werden. Aber richtet sich die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde, nicht auch nach meinen persönlichen Erlebnis mit und in der Gemeinde. Das hängt zum einen mit den Gemeindeangehörigen aber nicht zuletzt auch mit den Pfarrern zusammen. Wichtig ist auch, wie ist de Atmosphäre in der Gemeinde. Lässt man mich sein, wie ich bin oder versucht man missionarisch auf mich einzuwirken? Wie wird mit Glaubensfragen umgegangen? Nimmt man diese Ernst oder wird versucht mich zu bekehren, oder mir Angst zu machen. Ich glaube, dass es einen Unterschied gibt zwischen
kath.Gemeinde, ev. Gemeinde und Freikirche oder anderen Glaubensrichtungen.
Ich kann nur sagen wie es mir damit geht. Ich zahle die Kirchensteuer an die große ev. Kirche oder Kath oder sonst eine. Aber das Geld kommt nur minimal in meiner Gemeinde an. Das ärgert mich manchmal, denn das was die Landeskirche alles so macht, damit bin ich nicht immer oder sagen wir sogar sehr selten einverstanden. Aber mit meiner Gemeinde bin ich glücklich. Daher ist es auch eine Überlegung wert aus der Kirche auszutreten und das Geld meiner Gemeinde direkt zur Verfügung zu stellen.
Ansonsten ist es ja so, dass man in der Kindheit und Jugend einfach vieles macht weil man es so macht. Und leider gehört da ja die Konfirmation auch dazu. Es heißt ja auch oft man konfirmiert die Jugendlichen aus der Kirche heraus. Ich glaube man muss das einfach auch akzeptieren, dass dann eine Phase im Leben kommt in der andere Dinge im Leben einen wichtigeren Stellenwert haben. Da bleiben dann nur die großen Feste wie Hochzeit, Taufe und Weihnachten um in die Kirche zu gehen. Es ist ein immer wieder neues Ringen um den richtigen Weg. Es soll nicht zu eng aber doch persönlich sein. Es soll nicht zu fromm aber doch auch christlich sein, es soll Freiheit lassen aber doch einbinden. Und dann reagiert ja auch jeder Mensch wieder anders. Ich glaube heutzutage sind wir Menschen viel zu abgelenkt, viel zu sehr überfordert mit allem was auf uns einprasselt, an Anforderungen, Medien, Nachrichten usw. da bleibt kaum noch Platz und Zeit für grundlegende Überlegungen. Ich denke man kann da nicht viel machen außer da sein wenn man einen Menschen trifft der Fragen oder Ängste und Sorgen hat.