Die Gemeinschaft der Glaubenden bildet die Kirche. Die Organisation "Kirche" bildet den Kristallisationspunkt für die Glaubenden. Die Organisation dient den Gläubigen, deren Bedürfnissen. Die Organisation "Kirche" darf nicht zu einem Machtapparat werden. Bedürfnisse der Glaubenden: Zum Beispiel die Gemeinschaft mit anderen Glaubenden. Betrifft Dinge des Alltagslebens, nicht allein sein, Austausch und gegenseitige Hilfe.
Was aber ist der Unterschied zu anderen Gemeinschaften, die ähnliches leisten, (Arbeiterwohlfahrt, gewerkschaftliche Ortsgruppen, Studentenverbindung, Schützenverein, Kegelklub, usw.)? Da gibt es große Bereiche von Überschneidungen. Der Unterschied besteht darin, ob der christliche Glaube eine wesentliche und erkennbare Rolle spielt. Manche Kirchengemeinden scheinen sich kaum von anderen Gemeinschaften zu unterscheiden. Man organisiert Kindergarten, Friedhof, Kirchenchor, Jugendgruppen, Frauen- und Männerverein zu einen lebhaften Gemeindeleben. Das ist gut so. Aber Glaubensfragen spielen manchmal kaum eine Rolle. Das ist nicht gut so. Es gibt vielleicht einige fromme Bibellesergruppen, von denen aber keine neuen Impulse ausgehen, eher geht es um die Bewahrung des Herkömmlichen und die Abschottung gegen Neuerungen.
Umgekehrt gibt es die Tendenzen zur Anpassung an den Zeitgeist: grüner als die Grünen, röter als die Roten, Bach im Gottesdienst ersetzen durch Rockbands, Popkultur übernehmen als vermeintliche Erneuerung und Modernisierung der Kirche und des Glaubens. 'Zeitgemäß'. Aber sollte die notwendige Erneuerung sich nicht aus der Fortentwicklung des Überlieferten und dem Überdenken des Gegenwärtigen ergeben, und nicht bestehen aus der kritiklosen Übernahme, was der Zeitgeist gerade propagiert und was die 'Influencer' von sich geben?
Muss nicht die Auseinandersetzung über Glaubensfragen eine zentrale Rolle spielen, damit sich Kirchengemeinden vom Schützenverein unterscheiden? Aber es gibt wenig Foren innerhalb der Kirche, wo das geschieht. Man kann sich innerhalb von Kirchengemeinden bequem bewegen, ohne dass Glaubensfragen zur Sprache kommen oder irgendwie eine Rolle spielen, geschweige denn, dass eine Auseinandersetzung darüber stattfindet.