„Eine chinesische Geschichte erzählt von einem alten Bauern, der ein altes Pferd für die Feldarbeit hatte. Eines Tages entfloh das Pferd in die Berge, und als die Nachbarn des Bauern sein Pech bedauerten, antwortete der Bauer: ‚Pech? Glück? Wer weiß‘. Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer Herde Wildpferde aus den Bergen zurück, und diesmal gratulierten die Nachbarn dem Bauern
wegen seines Glücks. Seine Antwort: ‚Glück oder Pech? Wer weiß‘. Als der Sohn des Bauern versuchte, eines der Wildpferde zu zähmen, fiel er vom Rücken des Pferdes und brach sich ein Bein. Jeder hielt das für ein großes Pech. Nicht jedoch der Bauer, der nur sagte: ‚Pech? Glück? Wer weiß?‘ Ein paar Wochen später marschierte die Armee ins Dorf und zog jeden tauglichen jungen Mann ein, den sie finden konnten. Als sie den Bauersohn mit seinem gebrochenen Bein sahen, ließen sie ihn zurück. War das nun Glück oder Pech? Wer weiß? Was an der Oberfläche wie etwas Schlechtes, Nachteiliges, aussieht, kann sich als etwas Gutes herausstellen. Und alles, was an der Oberfläche gut erscheint, kann in Wirklichkeit etwas Böses sein. Wir sind dann weise, wenn wir Gott die Entscheidung überlassen, was Glück oder Unglück ist
Frielingsdorf, Karl. Mein Lebensglück finden
Ego, wenn ich Deinen Beitrag richtig verstehe, können die Psalmen nach dem Ringen um das Vertrauen zu Gott eine Art Türöffner zu Gott hin sein. Die Psalmen haben oft sehr schöne Texte und Bilder, aber ob sie in sehr schwierigen Situationen wirklich weiterhelfen? Die Frage stellt sich für mich, warum stehen sie in der Bibel?
Wahrscheinlich ist das aber genau der richtige "Weg". Das Vertrauen des Psalm 23 "hat" man nicht einfach - sondern in ganz konkreten Situationen ringt ein Mensch darum - mit offenem Ausgang. Auch die Psalmbeter haben das immer so getan. Aber viele haben die Erfahrung gemacht (und ich glaube: gerade deshalb stehen diese Psalmen auch in der Bibel): Gerade in solchen Momenten bewegen die Psalmen, wenn ich sie bete, etwas in meinem Inneren. Etwas von dem, was in diesen Gebeten steckt, kann auch für mich selbst ein wenig realer und wirklicher werden, wenn ich diese Worte spreche ...
Ob in den Dingen, die unser Leben betreffen, jeweils wirklich "Glück" oder "Unglück" steckt, sieht im Rückblick manchmal ganz anders aus als in dem konkreten Moment selbst. Gleichzeitig ist es aber so, dass ein Mensch, der gerade einen unglücklichen Moment durchlebt, (noch) nicht die "Perspektive Gottes" haben kann, so dass er in diesem Moment kaum etwas von der anderen Seite sehen kann, die in diesem vielleicht auch schon vorhanden ist.
Der Glaube ist kein Garant dafür, dass das eigene Leben immer glücklich verläuft - wenn Menschen das so erwarten, werden sie am Glauben vielleicht scheitern. Und auch nicht jedes "Unglück" wandelt sich in ein "Glück". Gestern lernte ich einen erwachsenen Mann kennen, der mit 14 Jahren ganz unvermittelt seinen Vater verloren hat. Er hat mir erzählt: "Ab diesem Moment konnte ich nicht mehr an Gott glauben." Auch solche Geschichten können zum Leben dazu gehören, und mancher Knoten löst sich innerhalb dieser Zeit vielleicht nicht auf.
Es ist wirklich eine Glaubens-Weisheit, Gott selbst die Entscheidung über "Glück" und "Unglück" zu überlassen. In konkreten Situationen ist das aber nicht immer einfach, denn in bestimmten Momenten können wir von den Dingen des Lebens so getroffen werden, dass wir uns vielleicht nicht sofort von ihnen so distanzieren können, dass wir diese "höhere Perspektive" einnehmen können.
Der biblische Glaube lebt für mich vor allem auch darin, dass Menschen immer wieder erfahren haben, dass Gott auf ihren Wegen mitgeht - durch "Glück" und "Unglück" hindurch - und dass diese Erfahrung es gerade ist, die den Glauben tragen kann - und dann "sogar mitten im Unglück" zu einer tröstenden Kraft werden kann.
" .... und wanderte ich schon im finsteren tal, so fürchte ich kein Unglück. Denn Du bist bei mir ..." (das Psalm 23)
Schöne Geschichte. Glück oder Pech? Wer weiß‘ - Wer kennt schon die Zukunft? :-)
Wir sind weise, wenn wir Gott die Entscheidung überlassen, was Glück und was Unglück ist. Das ist meiner Meinung nach eine schwierige Position. Wir müssen selbst auch an unserem Glück arbeiten, um es mit Unterstützung von Gott verwirklichen zu können. Sollten wir trotz all unserer Arbeit Unglück haben, so kann darin eine Chance bestehen, unseren Lebensweg zu verändern